Schuch
in Paris

In der Hauptstadt der kulturellen Moderne! Schuch blickt nicht mehr aus der Ferne nach Frankreich. Von 1882 bis 1894 ist er in der Kunstmetropole Paris mitten im Geschehen.

„Venedig hat mich sehr krank gemacht: – Paris ist der klimatische Curort des Geistes.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch, 1882

Paris ist damals das Zentrum der innovativsten Kunstströmungen Europas: Die anfangs verpönte Malerei des Impressionismus hat sich inzwischen Bahn gebrochen und wird von wieder neuen Formen der modernen Kunst abgelöst – in einer Großstadt im Umbruch!

Carl Schuch, Pariser Häuser, um 1871/72
Öl auf Leinwand, 63 × 50 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 3706, Foto © Belvedere, Wien / Johannes Stoll
Stadt des Lichts
Charles Marville, Abrissarbeiten zwischen der Rue de l'Échelle und Rue Saint Augustin, 1877
J. Paul Getty Museum, Brown University Library
Charles Marville, Laternenpfahl, Eingang zur École des Beaux-Arts , um 1870
Albumin-Silberabzug von Glasnegativ, 35,6 x 25,4 cm, Sammlung W. Bruce und Delaney H. Lundberg
Notre-Dame de Paris, 19. Jahrhundert
Edgar Degas, Das Café Konzert (Das Lied des Hundes), 1875-77
Gouache, Pastell und Monotypie, 57,5 x 45,5 cm, Privatsammlung
Menschen unter dem Pariser Eiffelturm während der Weltausstellung, 1889
Kunstwelt Paris

„Ein Künstler hat in Europa kein Zuhause, außer in Paris“ – so war 1888 Friedrich Nietzsche (1844–1900) überzeugt. Kunstszene und Kunstmarkt der Metropole suchen damals weltweit ihresgleichen. Carl Schuch schöpft aus dem Vollen: Er besucht den Salon des artistes français, eine große Ausstellung aktuellster Kunst, die als jährlicher Höhepunkt im Pariser Kunstbetrieb galt. Auch bei Auktionen im Hôtel Drouot, dem wichtigsten Ort des Pariser Kunsthandels, ist er zugegen. In den einflussreichen Galerien von Charles Sedelmeyer, Paul Durand-Ruel und Georges Petit sieht er unter anderem Ausstellungen der Impressionisten.

Edouard Dantan, Eine Ecke des Salons im Jahr 1880, 1880
Öl auf Leinwand, 97,2 x 130,2 cm, Privatsammlung
Werbeanzeige für Charles Sedelmeyers Galerie in Paris

Farbenspiele

Lockere, sichtbar belassene Pinselstriche und kontrastreiche Farben – Schuch beschäftigt sich ausgiebig mit der impressionistischen Malerei. Besonders die Gemälde von Édouard Manet (1832–1883) und Claude Monet (1840–1926) schätzt er sehr.

„Es ist im Impressionismus ein Versuch zu einer strengern Anschauung in Farbe und naturwahrern Wirkung zu kommen – das ist das Fünkchen.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch, 1883/84
Édouard Manet, Blumen in einer Kristallvase, um 1882
Öl auf Leinwand, 32,7 × 24,5 cm, National Gallery of Art, Washington, D. C., Ailsa Mellon Bruce Collection, Inv.-Nr. 1970.17.37, Foto © National Gallery of Art, Washington
Vielleicht hat Schuch dieses kleine Gemälde im Januar 1884 gesehen – auf einer großen Sonderschau zu Ehren des gerade verstorbenen Édouard Manet in der Kunsthochschule von Paris. Schuch besucht die Schau gleich mehrmals: Er hält Manet für einen der innovativsten Künstler seiner Zeit.
Édouard Manet, Blumen in einer Kristallvase (Detail), um 1882
Öl auf Leinwand, 32,7 × 24,5 cm, National Gallery of Art, Washington, D. C., Ailsa Mellon Bruce Collection, Inv.-Nr. 1970.17.37, Foto © National Gallery of Art, Washington
Ganz anders als ein klassisches Stillleben: Die Darstellung ist skizzenhaft – stellenweise ist die Leinwand unbemalt – und doch ist es ein fertiges, signiertes Werk. Mit wenigen, bewegten Pinselzügen hat Manet teils kräftige, unvermischte Farben neben- und ineinandergemalt: ein lebendiges Erscheinungsbild!
Claude Monet, Vase mit Pfingstrosen, 1882
Öl auf Leinwand, 100 × 81 cm, Privatsammlung
Ein Pfingstrosenstrauß von Claude Monet: Die kurzen, nebeneinandergesetzten Pinselstriche und die kontrastreichen Farben sind typisch für die impressionistische Malerei. Sie erzeugen für den menschlichen Sehapparat den Eindruck einer flirrenden Bewegtheit, der dem natürlichen Licht- und Farbenspiel gleichen kann.
Claude Monet, Vase mit Pfingstrosen (Detail), 1882
Öl auf Leinwand, 100 × 81 cm, Privatsammlung
Eine Blüte des Pfingstrosenstraußes fällt herunter – das Gemälde vermittelt den Eindruck eines einzelnen, unwiederholbaren Moments. Nicht von ungefähr prägten Pariser Kunstkritiker den Begriff des „impressionisme“ (von franz. „impression“, der Eindruck) für die Kunst von Monet und seinen Mitstreitern.
Erforschung der Farben

Rot und Grün oder Blau und Orange – in den Bildern der Pariser Maler finden sich starke Farbkontraste, so genannte Komplementärkontraste. Jeder der drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau ist zur Mischung der beiden anderen komplementär, ergibt also für den menschlichen Sehapparat einen besonders starken Kontrast. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten sich Theoretiker und Naturwissenschaftler ausgiebig mit den Gesetzmäßigkeiten der Farben. Vor allem die Schriften des Chemikers Eugène Chevreul waren in Künstlerkreisen sehr verbreitet. Chevreul definierte auch den Simultankontrast: Wenn zwei Farben direkt nebeneinander gesehen werden, beeinflussen sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Schuch und seine Zeitgenossen nutzen die farbtheoretischen Erkenntnisse für die Farbgestaltung ihrer Kunstwerke.

Darstellung aus Michel Eugène Chevreuls „Farben und ihre Anwendung in der industriellen Kunst mithilfe von Farbkreisen“
© Courtesy of Science History Institute

Rosenblüten, mit lockeren, kurzen Pinselstrichen gemalt – das Bild Pfingstrosen, Silber- und Glasbecher verrät Schuchs Beschäftigung mit der impressionistischen Kunst. Doch während die Maler des Impressionismus das natürliche Licht unmittelbar in unvermischte, durchweg helle Farben übersetzen, tönt Schuch viele Farben ab, bevor er sie auf die Leinwand aufbringt.

Carl Schuch, Pfingstrosen, Silber- und Glasbecher, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 63 × 78,2 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Leihgabe der Freunde der Staatsgalerie seit 1906, Inv.-Nr. GVL 22, Foto © bpk | Staatsgalerie Stuttgart

„Man mag sehr viel verschiedene Farben durcheinanderbringen und mischen nach seinen Zwecken aber immer muß wieder der Grundton eingreifen, bändigen, harmonisiren, zusammenfassen und auf sich beziehen.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch, 1881/82

Starke Farbkontraste als Ausgangspunkt eines Bildes! Im Unterschied zu den Impressionisten arbeitet Schuch diese jedoch zu einem Gewebe aus feinen Farbabstufungen und -Bezügen aus. Ein „neutraler Grund“ – in diesem Gemälde die weiße Serviette und der Zinnteller – sollen das Zusammenspiel der vielen Farbtöne besonders gut zur Geltung bringen. Ein so komponiertes Bild bezeichnet Schuch ab 1885 als „coloristische Handlung.“

Carl Schuch, Kürbis, Pfirsiche und Weintrauben, um 1884–1897
Öl auf Leinwand, 62 × 81 cm, Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 1358, Foto © Belvedere, Wien / Johannes Stoll
Farbpunkte

1886 erlebt Schuch die Erstausstellung des Gemäldes Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte von Georges Seurat (1859–1891). Das heute hochberühmte Bild wird schnell zum Pariser Stadtgespräch: Bestehend aus dicht gesetzten, verschiedenfarbigen Punkten und Strichen, erstaunt es die Betrachter. Erst der menschliche Sehapparat lässt die Punkte als einheitliche Farb- und Formfeldern erscheinen. Mit dem Sensationsbild war der Neoimpressionismus begründet. Die Anhänger dieser Kunstströmung arbeiteten nach streng formalen Prinzipien: Sie studierten nicht nur die farbtheoretische Literatur ihrer Zeit, sondern waren auch mit den jüngsten Studien der Sinnesphysiologie vertraut. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Sehen, über die menschliche Wahrnehmung, bedingten ihre Werke.

Georges Seurat, Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte, 1884-86 (Seitenränder 1888-89)
Öl auf Leinwand, 207,5 x 308,1 cm, Helen Birch Bartlett Memorial Collection, Art Institute Chicago, Foto © Art Institute Chicago
Georges Seurat, Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte (Detail), 1884-86 (Seitenränder 1888-89)
Öl auf Leinwand, 207,5 x 308,1 cm, Helen Birch Bartlett Memorial Collection, Art Institute Chicago, Foto © Art Institute Chicago

Wider die Jüngerschaft! Schuch erfasst die Kunstströmungen im Paris der 1880er mit ihren künstlerischen und theoretischen Zielen, doch Mitmachen möchte er nicht. Vom Impressionismus lässt er sich inspirieren und findet doch eigene Lösungen.

„(…) schon geht es dem Impressionismus so, zu Anfang schon trampeln sie den Funken aus, der drin glüht – jeder will sich auszeichnen und überbietet an Manier – statt an Geist und Selbstsuchen.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch 1883/84

Eine eigene Sehweise

Ein Künstler muss seinen eigenen Weg gehen – dieser Grundsatz begleitet Schuch sein Leben lang. Sehen ist subjektiv – das bestätigen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit. Schuch teilt mit seinen Pariser Zeitgenossen das große Interesse an Fragen der Optik und Sinnesphysiologie.

Édouard Manet, Spargelbündel, 1880
Öl auf Leinwand, 46 × 55 cm, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln, Inv.-Nr. Dep. 318, Foto © bpk | Rheinisches Bildarchiv Köln
Ein Bündel Spargel, aus der Sicht eines großen Künstlers! – Édouard Manets Spargelstillleben beeindruckt Schuch 1884 in Paris. Bis heute ist das Bild eine Ikone moderner Malerei: Es bezeugt die momenthafte Begegnung zwischen Künstler und Gegenstand.
Carl Schuch, Serviette und Spargelbund, 1883 und später
Öl auf Leinwand, 64 × 79 cm, Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF, Inv.-Nr. GR 1.513, Foto © Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF/ Mick Vincenz, Essen
Angeregt durch Manets Bild malt Schuch eine ganze Serie von Spargelstillleben. Er kombiniert das Spargelbündel mit immer neuen Gegenständen – hier mit einem Zinnteller, einem rechteckigen Korb mit Klappdeckel und einer hingeworfenen Serviette.
Carl Schuch, Spargelbund, Glas und Tonkasserolle, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 79 × 63 cm, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München – Neue Pinakothek, Inv.-Nr. 8907, Foto © bpk | Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Jedes Spargelstillleben besticht durch einen eigenen Farbklang, eine eigene Stimmung – mal kühler, mal wärmer. Schuch übersetzt das Gesehene in immer neue, ausgeklügelte Kompositionen aus Gegenständen, Licht und Farbabstufungen.
Carl Schuch, Apfelkorb, Spargelbund und Zinnkrug, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 62 × 77,5 cm, Kunstmuseen Krefeld, Inv.-Nr. GV 1916/200, Foto © Kunstmuseen Krefeld / Volker Döhne – ARTOTHEK
Objektives Sehen gibt es nicht: Diese Erkenntnis setzt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch. Was ein Mensch sieht, ist nicht nur von Licht, Luft und Farbe einer sich ständig wandelnden Umgebung abhängig, sondern auch von den Empfindungen, der psychischen und physiologischen Verfasstheit eines Individuums.
Carl Schuch, Atelier in Paris, um 1885
Öl auf Leinwand, 65,5 × 82 cm, Städtische Museen Freiburg, Augustinermuseum, Leihgabe Sammlung Morat, Inv.-Nr. 2022/293, Foto © Städtische Museen Freiburg, Augustinermuseum,
Was bedeutet es, die Wirklichkeit in einem Bild wiederzugeben? Darüber scheint Schuch mit dieser Skizze seines Pariser Ateliers nachzudenken. Auf der Staffelei entsteht eins seiner Spargelstillleben; auf einem Tisch rechts daneben sind auf rohen Brettern die zu malenden Gegenstände arrangiert.

„Jeder Mensch ist ein Unicum und in der Zusammensetzung nur einmal da.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch, 1881/82

Neueste Forschungen zum menschlichen Sinnesapparat hinterfragen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Idee einer rein objektiven, stabilen Wahrnehmung der sichtbaren Welt. Die Vorläufer der Neurowissenschaften belegen damals schon: Bestimmte Wahrnehmungsmuster sind physiologisch gesteuert. Visuelle Reize werden außerdem mit individuell Vorgeprägtem und Erinnertem abgeglichen. Schuch und viele seiner französischen Zeitgenossen beschäftigen sich ausgiebig mit den bahnbrechenden Erkenntnissen.

Physiologie und Optik

Keine einzelnen Bilder, sondern Bilderfolgen – in Paris tariert Schuch seine Stillleben immer neu aus. Er ändert die Anordnung der Gegenstände und ihre Farbgestaltung manchmal kaum merklich ab. Schuch näherte sich Bild für Bild einer Wirklichkeit, deren Erscheinung wandelbar und fragmentiert ist.

Carl Schuch, Äpfel auf Weiß, mit Messer, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 61,5 × 78,5 cm, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Inv.-Nr. PNM 940, Foto © Niedersächsisches Landesmuseum Hannover – ARTOTHEK
Eine Bilderfolge aus drei Stillleben: Die Rot- und Gelbtöne der Äpfel leuchten auf der weißen Tischdecke. Die Spiegeleffekte auf der Glaskaraffe und dem Zinnbehälter verstärken das Licht- und Farbenspiel.
Carl Schuch, Äpfel auf Weiß, mit geschältem Apfel, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 66,2 × 81,6 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Inv.-Nr. M 4527, Foto © Kunstpalast, Düsseldorf
Beinahe dieselbe Szene, und doch eine neue Gesamterscheinung. Schuch malt die Tischdecke mit jeweils anderen Farbtönen und Pinselzügen: Das Gewebe erscheint nicht als feste Oberfläche – vielmehr als bewegte Masse oder Landschaft, mal fließend, mal schroff.
Carl Schuch, Äpfel auf Weiß, mit halbem Apfel, um 1886–1894
Öl auf Leinwand, 63 × 79 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, Inv.-Nr. SG 960, Foto © Städel Museum, Frankfurt am Main
Der Apfel im Vordergrund deutet eine zeitliche Abfolge der drei Bilder an: Vom Schälen bis zum Verspeisen des Apfels. Nur wenige Augenblicke trennen die vermeintliche Handlung, und doch wandelt sich die Erscheinung der Welt – jedes Bild hat seinen eigenen Klang.
Schuch und Cézanne

Schuch wurde schon kurz nach seinem Tod immer wieder mit Paul Cézanne (1839–1906), dem „Urvater der Moderne“, verglichen. Ob die beiden Künstler sich in Paris begegnet sind, ist ungewiss. Auf die Darstellung des flüchtigen Natureindrucks in den Bildern der Impressionisten antworten beide Künstler mit einer malerischen Erkenntnissuche: Wie lassen sich Bilder gestalten, die den Gesetzmäßigkeiten der Welt und ihrer individuellen Wahrnehmung gerecht werden? Was ist – bei aller Unbeständigkeit – der Zusammenhang des Sichtbaren? Um diesen Fragen gerecht zu werden, entwickeln Schuch und Cézanne ihre ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache.

Paul Cézanne, Stillleben mit Obstschale, Äpfeln und Brot, 1879/80
Öl auf Leinwand, 55,1 × 74,4 cm, Die Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur, Inv.-Nr. 1921.2, Foto © Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur

Schuch zeigt sich in seinen Bildern: Vom Zurechtrücken der Gegenstände bis hin zu den offen erkennbaren Pinselstrichen – der gestaltende Eingriff des Künstlers ist offensichtlich. Das individuelle Temperament, das besonders feine Gespür des Malenden macht Kunst aus, so ist Schuch überzeugt.

„Nicht blos auf das Wie (individuell) sondern auf die Intensität auch der Empfindung kommt es an in dem künstlerischen Ausdruck.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch, 1881/82

Zart, melancholisch und düster – manche Stillleben aus Schuchs Pariser Jahren erinnern an Musikstücke in Moll. Diese Gemälde von Schuch und seines Zeitgenossen Antoine Vollon teilen eine traurige Grundstimmung. Sie vermitteln eine tiefe Nachdenklichkeit, die sich deutlich von der momenthaften Farbigkeit der Impressionisten unterscheidet.

Antoine Vollon: Krug und Eier, 1892
Öl auf Holz, 45,7 × 60,8 cm, Musée des Beaux-Arts, Lyon, Inv.-Nr. B 537, Foto © Musée des Beaux-Arts, Lyon / Alain Basset
Carl Schuch, Ingwertopf mit Zinnkanne und Teller, um 1885–1888
Öl auf Leinwand, 65 × 81 cm, Museum Wiesbaden, Inv.-Nr. M 597, Foto © Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Unter der Oberfläche

Manchmal lohnt der Blick unter die Oberfläche eines Gemäldes: Mithilfe von strahlenbasierten, zerstörungsfreien Analysemethoden wurde Schuchs Ingwertopf mit Zinnkanne und Teller untersucht. Unter der obersten Malschicht verbergen sich andere Kompositionen, die Schuch übermalte und veränderte. Eine dieser verworfenen Kompositionen ist in der digitalen Röntgenaufnahme zu erkennen, eine Zinnkanne, ein Teller, Knoblauch und ein rechteckiger Korb. In der ausgeführten Malerei rückte Schuch die Zinnkanne nach rechts und fügte den Ingwertopf hinzu. Nicht nur in seinen Bilderfolgen, auch auf ein und derselben Leinwand war Schuch unermüdlich, immer neue Bildzusammenhänge zu erkunden.

Carl Schuch, Ingwertopf mit Zinnkanne und Teller
um 1885–1888, Öl auf Leinwand, 65 × 81 cm, Museum Wiesbaden, Inv.-Nr. M 597, Foto © Museum Wiesbaden -Bernd Fickert / Digitale Röntgenaufnahme, Foto © Städel Museum -Stephan Knobloch

„[Ein Kunstwerk] ist ein Stück Wahrheit, gesehen durch ein Temperament.“

Carl Schuch in seinem Notizbuch nach Émile Zola, 1881/82